Deutsches Blinden-Museum
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Louis Braille kommt auf den Punkt

Louis Braille ist erst drei Jahre alt, als durch ein Unglück sein Leben eine schicksalhafte Wende nimmt. Im Jahr 1812 verletzt er sich beim Spielen in der Sattlerwerkstatt seines Vaters mit einem Messer am Auge. Beide Augen entzünden sich und Louis erblindet. Eigentlich wäre dem Jungen damit ein trostloses Leben beschieden. Doch seine Eltern erkennen seine Intelligenz und Begabung und fördern ihn. Er darf die Dorfschule besuchen und bekommt als Zehnjähriger ein Stipendium für das "Institut für junge Blinde" in Paris. Louis erweist sich als Musterschüler in allen Bereichen. Doch selbst für ihn ist das selbstständige Studieren von Büchern äußerst mühsam: Die Reliefschrift ist schwer zu lesen.
Im Jahre 1819 führt der Offizier Charles Barbier de la Serre den Schülern des Blindeninstituts eine eigenartige neue Schrift vor: Barbier hatte aus 12 gestanzten Punkten einen abstrakten Zeichensatz entwickelt, der zur heimlichen Übermittlung von Kriegsnachrichten in der Nacht gedacht war. Schreiben konnte man sie mit einer einfachen Rillentafel. Doch das umständliche Abtasten der 12 Punkte von oben nach unten machte das Lesen zu schwierig.
Die so genannte "Nachtschrift" bringt Louis auf eine Idee. Er experimentiert unermüdlich und erinnert sich an den Würfel, in den sein Vater für ihn Nägel eingeschlagen hatte: Die Zahl 6 kann man noch leicht ertasten. Er reduziert die Grundform der Schrift auf sechs Punkte und kombiniert sie logisch miteinander. Mit 16 Jahren hat er im Jahr 1825 sein Alphabet fertig gestellt. Die entstandenen Zeichen sind leicht lesbar, indem man mit den Fingerspitzen über sie gleitet. Auch das Schreiben geht mit Rillentafel und Stichel mühelos.
Blinde Menschen nehmen die Punktschrift begeistert auf. Endlich können sie schnell und sicher lesen und selbst schreiben. Braille verbessert sein Schriftsystem gemeinsam mit anderen immer weiter. 1828 stellt er auch eine Musiknotenschrift fertig, die er selbst beim Orgelspiel nutzt.
Braille wird Lehrer am Pariser Blindeninstitut. In den feuchten Gemäuern des ehemaligen Gefängnisses infiziert er sich mit Tuberkulose. Nach langer Krankheit stirbt er 1852 mit nur 43 Jahren. Den weltweiten Siegeszug seiner 6 Punkte kann Louis Braille nicht mehr miterleben.

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